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Schriftgeschichte
Der Stammbau des Alphabets ist die Wiederspieglung der Geschichte der Zivilisation. Die Abstammung unserer Schriften reicht bis zu den Menschen aus der Steinzeit zurück, die mit ihren Wandbemalungen die erste Art der geschriebenen Kommunikation erfanden. Bilder sind als Ursprung der Schrift anzusehen. Diese sind selber noch keine Schrift in dem Sinne, solange sie nicht durch Stilisieren oder Abstrahieren sowie durch wiederholten Gebrauch in der Form zu Bildzeichen werden.
Schriftart | Bedeutung der Zeichen | Form der Zeichen | Schriften |
---|---|---|---|
Bildschrift | Wortzeichen | Stilisierte Bildzeichen | Sumerische Keilschirft, Ägyptische Hieroglyphen, Chinesische Schrift |
Silbenschrift | Silbenzeichen | Stilisierte Bildzeichen | Japanische Schrift |
Konsonantenschrift | Konsonantische Zeichen (meist mit Vokalisierung durch Akzente) | Einfache lineare Zeichen | Phönizische Schrift, Hebräische Schrift, Arabische Schrift |
Lautschrift | Lautzeichen, Konsonanten und Vokale | Einfache lineare Zeichen | Griechische Schrift, Lateinische Schrift, Kyrillische Schrift, Indische Schrift |
1200 v. Chr. war Griechenland eine blühende Handelsregion. Die Griechen verwendeten zu dieser Zeit eine umständliche Silbenschrift. Diese gaben Sie im 9. Jh. v. Chr auf und verwendeten danach die 22 Zeichen des phönizischen Alphabets. Zudem fügten sie noch die Vokale A, E, I, O, und U hinzu.
Während des Auf- und Abstiegs des Römischen Reichs, ergab sich eine vorbildliche Entwicklung auf vielen verschiedenen Gebieten.
Die Römer orientierten sich an den etruskischen und griechischen Buchstaben, die sie zu einem Alphabet aus 21 Zeichen verarbeiteten.
Im Laufe der Jahre bildeten sich dann die ersten Kleinbuchstaben-, die erste römische Kursiv- und die Minuskelschrift.
Römische Kapitalis (Kapitalis Monumentalis)
Die Kapitalis Monumentalis hat eine Grundform, die aus griechischen und etruskischen Schriften besteht. Diese wurden auf Stein vorgezeichnet und dann eingemeisselt. Auf diese Weise entstanden die Serifen und die verschieden dicken Striche. Sie ist das Vorbild der späteren Antiquaversalien.
Kapitalis Rustika (1.–5. Jahrhundert)
Sie wurde als gemeisselte und geschriebene Schrift verwendet. Durch eine schräge Federhaltung konnte man verschiedene Strichstärken erzeugen.
Kapitalis Quadrata (4.–6. Jahrhundert)
Die Quadrata wurde mit einer fast waagrechten Federhaltung geschrieben. So entstand der hohe Kontrast zwischen den Strichstärken. Auch hier sieht man das Bestreben nach schnellerem Schreiben.
Uniziale (3.–9. Jahrhundert)
Diese Schrift erkennt man an ihren Rundungen beim D, E, H, M und U und an den ausgeprägten Ober- oder Unterlängen bei D, H, L, F, G, P und Q.
Die religiösen Werke der ersten Christen wurden in dieser Schrift geschrieben.
Halbuniziale (3.–7. Jahrhundert)
Die Halbuniziale ist im Wesentlichen eine Minuskelschrift (Ausnahme: N und T).
Nach dem Zerfall des Römischen Reichs entstanden in England, Irland, Spanien, Frankreich und Italien eigenständige Schriften, die man Nationalschriften nannte. Diese formten und entwickelten sich aus der Halbuniziale.
Angelsächsische Halbuniziale (England und Irland)
Die Angelsächsische Halbuniziale unterscheidet man in zwei Hauptarten:
- horizontale Federahltung, breitlaufend, rund – wird hauptsächlich in Irland verwendet
- schräge Federhaltung, schnell geschrieben, schmale und spitze Halbuniziale – entstand in England
Karolingische Misuskel (Ende 8.–12. Jahrhundert)
Im 9. Jahrhundert kam die Karolingische Minuskel auf, welche eine grosse Verbreitung hatte. Dies lag daran, dass Karl der Grosse sie als die einzig gültige Nationalschrift einführte. Sie entstand, als der erste deutsche Kaiser einem Mönch den Auftrag gab, die Schrift zu entwickeln.
Die karolingische Minuskel war ein vierliniges Schriftsystem mit runden Formen. Die Einführung von Interpunktionen und Worttrennungen am Zeilende geht auf diese Schrift zurück.
Im Zentrum der Gotik standen Burgen und Klöster. Dort wurde das Lesen und Schreiben unterrichtet. Die Buchstaben streckten sich in die Höhe, wurden aneinander gerückt, die Rundungen wurden gebrochen und die gotische Minuskel entstand mit ihrer gitterartigen Struktur.
Gotische Minuskel (11.–15. Jahrhundert)
Die karolingische Minuskel wurde enger geschrieben und die Rundungen bekamen leichte Brechungen.
Textura (14. und 15. Jahrhundert)
Die Textura hat die extremsten Brechungen aller nicht runden Schriften. Sie ist oben und unten vollständig gebrochen.
Rotunda (13.–15. Jahrhundert)
Bei der Rotunda haben sich die Brechungen der Bögen gemässigt. Dies gab dem Schriftbild eine helle Wirkung und die Lesbarkeit wurde dadurch besser. Die Strichkontraste zwischen den Haar- und Grundstrichen sind stärker, als bei der Textura.
Gotische Kursive (13.–15. Jahrhundert)
Die Gotische Kursive ist nicht voll gebrochen. Sie hat Schleifenförmige Ober- und Unterlängen.
Schwaber (15. Jahrhundert)
Die Bastardschriften – Mischschriften – sind nahe Verwandte der Kursive und sind weit verbreitet.
Fraktur (16. Jahrhundert)
Die Fraktur hat auch die Kursive als Grundlage, steht aber der Textura näher. Sie blieb in Deutschland bis ins 20. Jh. die Buch- und Zeitungsschrift.
Die Renaissance ist die Wiedergeburt der römischen und griechischen Antike. Es wurden zahlreiche Universitäten gegründet und die Entwicklung und Aufklärung stand im Vordergrund.
Die grösste Änderung war die Erfindung des Handgiessaparats für bewegliche Einzelbuchstaben von Johannes von Gutenberg.
Humanistische Minuskel (15. und 16. Jahrhundert)
Die Humanistische Minuskel ist eine Nachahmung der Karolingischen Schrift. Da man jedoch dachte, dass man die Schrift der alten Römer gebraucht, nannte man sie die «antike Schrift» (Antiqua).
Die Humanistische Minuskel verbreitete sich schnell in Italien.
Humanistische Kursive (15. und 16. Jahrhundert)
Die Humanistische Kursive ist an die Humanistische Minuskel angelehnt. Sie entstand, als man die Humanistische Minuskel schnell schrieb.
Humanistische Druckschrift (16. Jahrhundert)
Der Buchdruck verbreitete die Humanistische Druckschrift in ganz Europa. Sie verdrängte im Lateinischen die gotischen Schriften.
Klassizistische Schrift (17. Jahrhundert)
Im 17. Jahrhundert entsteht aus der Humanistischen die Klassizistische Schrift. Diese wird auch vom Buchdruck nachgeahmt.
Moderne Schrift (Mitte 19. Jahrhundert)
Die Druckschrift weicht im 19. Jahrhundert mit der Egyptienne und der Grotesk endgültig von den federgerechten Form ab.
Grotesk Schrift (19. Jahrhundert)
Ein grosser Wandel der Druckschriftform entstand durchs Weglassen von Serifen und dem Vereinheitlichen der Strichstärke.
Grotesk Schrift (20. Jahrhundert)
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts übernahm wieder die dynamische Struktur der Rennaissance Schrift die Grotesk Schriften.
Anatomie der Schrift
Schriftklassifikation
Frühe Druckschrift, abgeleitet von der humanistischen Minuskel. Die Grossbuchstaben basieren auf der römischen Capitalis, die Kleinbuchstaben auf der karolingischen Minuskel. Die Schrift hat kräftige, ausgerundete Serifen und die Schattenachsen sind nach links geneigt. Der Querstrich des «e» liegt meist schräg. Sie besitzt keine betonten Gegensätze in der Strichführung.
Druckschrift aus dem 16. Jahrhundert. Die Strichstärkenunterschiede sind stärker betont als bei der venezianische Renaissance-Antiqua. Die Schattenachse hat sich leicht aufgerichtet. Die Handschriftlichen Züge wurden etwas geglättet, so ist der Querstrich beim «e» hier meistens waagrecht, die Serifen weniger ausgerundet.
Schriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Beeinflusst vom Kupferstich. Die Strichstärkenunterschiede sind weiter gewachsen, die Serifen werden dadurch dünner. Sie sind meist kaum mehr abgerundet und ihr Ansatz ist waagrecht. Die Schattenachse steht nun senkrecht.
Erreichte ihre höchste Blüte um 1800. Maximale Strichstärkenunterschiede zwischen vertikalen und horizontalen Linien. Die Serifen bilden mit den Grundstrichen einen rechten Winkel und Schattenachsen stehen vertikal.
Kamen zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Weisen im Grundstrich meist kaum Strichstärkenunterschiede auf (ausser bei der Clarendon). Dafür Werden die Serifen stark betont und sind meist mindestens gleich dick wie der Grundstrich (bei der Italienne sogar dicker).
Wird oft auch als Grotesk bezeichnet. Sie entstand auch Anfangs des 19. Jahrhunderts und zeichnet sich durch das Fehlen von Serifen aus. Ansonsten ist die Variation innerhalb dieser Gruppe sehr gross. So weisen viele Groteskschriften z. B. keine Strichstärkenunterschiede auf, es gibt aber auch etliche Vertreter die sich in diesem Punkt an der Renaissance-Antiqua orientieren.
Bildquelle: Fachworter.ch (11.3.2020)
In diese Gruppe gehören vor allem alle Zier- und Fantasieschriften. Antiqua-Varianten werden meist zur Verzierung gebrauch und es wird keinen allzu grossen Wert auf eine gute Lesbarkeit gelegt. Varianten die in ihrem Grundcharakter eindeutig einer der anderen Gruppen zugeordnet werden kann, werden in die entsprechende Gruppe eingeordnet.
Bildquelle: Wikipedia (11.3.2020)
In diese Gruppe gehören solche Schriften, die einer Handschrift nachempfunden sind. Sie sind nach rechts geneigt, aber nicht eine Kursive einer anderen Schrift. Meistens sind die Buchstaben zumindest teilweise miteinander verbunden.
Bildquelle: Wikipedia (11.3.2020)
Hierhin gehören Schriften die zwar auf einer Antiqua basieren, in ihrem Duktus aber nach dem Vorbild einer Handschrift abgewandelt wurden. Sie stehen im Gegensatz zu den Schreibschriften aber immer noch senkrecht und die Buchstaben sind untereinander nicht verbunden.
Bildquelle: Schriftgestaltung.com (11.3.20202)
Gruppe Xa – Gotisch
eng und hochstrebend, Kleinbuchstaben sind durchgehend gebrochen und oft mit Haarstrichen verziert
Bildquelle: Pinterest (11.3.2020)
Gruppe Xb – Rundgotisch
die Formen sind zum Teil rund und zum Teil gebrochen, wenig Verzierungen
Bildquelle: Schriftgeschichte (11.3.2020)
Gruppe Xc –Schwabacher
gebrochene, normal breite Kleinbuchstaben mit leichten Rundungen, Versalien sind sehr breit
Bildquelle: Onlineprinters (11.3.2020)
Gruppe Xd – Fraktur
gebrochene, schmale Kleinbuchstaben, Oberlängen sind zum Teil gegabelt, Versalien sind Schwungvoll mit vielen Ausläufern
Bildquelle: Wiktionary (Stand 11.3.2020)
Gruppe Xe – Fraktur-Varianten
Kanzleischriften aus dem 19. Jahrhundert. Fanden meist als Zierschriften Verwendung und sind dementsprechend raffiniert ausgeschmückt.
Bildquelle: Pinterest (11.3.2020)
Die Monospace Schriften wurden für die mechanischen Schreibmaschinen konstruiert. Sie werden auch als nichtproportionale Schriften bezeichnet. Typisch an dieser Schriftart ist, dass die Dickte (Schriftzeichenbreite) jedes Buchstabens identisch ist.
Arabisch
Chinesisch
Griechisch
Hebräisch
Indisch
Japanisch
Kyrillisch
Schriftsippen sind Schriften aus der gleichen Familie, die aber andere Schriftarten in dem Sinne sind. Ihre Grundformen sind identisch, aber ihre Buchstabenformen unterscheiden sich in den Ausprägungen von grotesken, serifenbetonten und anderen Schriftsippen.
Schriftsippen sind meist 2- bis 4-Gliedrig.
Alternativen
Die Klassifizierung nach DIN ist zwar im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet, international jedoch weniger. Auch die Terminologie ist z. B. im Englischen sehr viel anders als auf Deutsch (Gothic bezeichnet z. B. Serifenlose Schriften).
Ein noch grösseres Problem dieser Klassifizierung ist, dass sie vor allem historisch orientiert ist. Sie geht darum viel zu wenig auf aktuelle Strömungen in der Schriftgestaltung ein und ist zudem im Alltag nicht sehr nützlich.
Indra Kupferschmied schlägt deshalb eine dreistufige Klassifizierung nach vor, die sich mehr am Erscheinungsbild orientiert:
dynamische
Dies ist das Formprinzip das am ehesten den Renaissance-Antiquas entspricht.
- Die Schattenachse ist schräg.
- Die Proportionen der Versalien ähneln der Kapitalis.
- Die offenen Punzen von «a», «c» und e sind stark geöffnet.
- Das «g» ist zweibäuchig (auch bei Serifenlosen).
- Die Formen sind organisch.
statische
Entspricht am ehesten den klassizistischen Antiquas.
- Schattenachse ist senkrecht.
- Die Versalien sind ähnlich breit.
- Öffnungen der offenen Punzen von «a», «c» und «e» sind sehr klein.
- Der Abstrich des «R» hat die Form eines umgekehrten «S».
- Falls die Schrift Strichkontrast aufweist ist dieser stark.
- Die Formen sind erstarrt und stilisiert.
geometrische
Entspricht am ehesten den konstruierten Schriften wie Futura.
- Proportionen der Versalien orientieren sich an der Kapitalis
- Die Form des «o» ist optisch ein Kreis.
- Das «a» ist einteilig.
- Die Formen sind logisch und konstruiert.
dekorative
Die Buchstaben folgen keinem der oben genannten Formprinzipien. Man darf sich jedoch nicht von Zierschriften täuschen lassen, deren Aussehen zwar unkonventionell ist, die aber trotzdem auf einem der oben genannten Formprinzipien beruhen.
- mit/ohne Serifen
- mit/ohne Strichkontrast
- Schreibschrift
Hier können weitere Merkmale und Besonderheiten im Sinne von «Tags» hinzugefügt werden.
- Serifenart (Egyptienne, Clarendon)
- Verwendungszweck (Bildschirmschrift)
- usw.